Eine Erlebenserzählung über den Gottesdienst.berührend von Maren Aktas.
„Heute: Matte-Herumtragen streng verboten“ lese ich vorne am Altar beim Betreten der Erlöserkirche. Wie? Was soll das denn? Ich will doch nicht zum Yoga.
Die Kirche füllt sich. Wir kommen an, setzen uns, eine Tasse Tee wärmt die Finger.
Dann hören wir das Thema des Abends: Um das „Gesundwerden“ soll es gehen.
Wir hören die Geschichte vom gelähmten Menschen am Teich Betesda, der schon seit Jahrzehnten dort liegt. Eine Chance gesund zu werden sieht er nicht bis – ja, bis Jesus eines Tages vorbeikommt und ihn erkennt. Jesus fragt ihn ganz direkt: „Willst Du gesund werden?“.
Das Vorbereitungsteam ermutigt uns, diese Frage ganz dicht an uns heranzulassen, indem wir sie uns gegenseitig stellen und beantworten: Was ist mit mir? Will ich gesund werden? Hm – bin ich denn krank? Woran kranke ich? … Körperliche Gebrechen habe ich vielleicht keine, aber: Bin ich nicht auch oft unbeweglich? Wie gelähmt? Verzweifelt und starr vor Angst?
Und dann geschieht in der Geschichte das Unglaubliche: Jesus spricht diesen gelähmten Menschen gesund: „Steh auf, nimm deine Matte und geh herum!“. Die angesprochene Person stutzt: Wie jetzt? Nach so langer hoffnungsloser Zeit? Ausgerechnet an einem Sabbat – heute ist doch Matte-herumtragen verboten! Egal – dies ist die Chance meines Lebens: Aufstehen und losgehen! Egal, was die anderen sagen.
Auch diesem Ereignis sollen wir auf die Spur kommen. Ganz körperlich, ganz real. Wer mag, kann sich auf eine Matte legen und die Worte Jesu auf sich wirken lassen. Ein bisschen Überwindung kostet das schon, die Übung mitzumachen. Aber dann traue ich mich, und bereue es nicht: Das Erleben ist sehr intensiv, viel intensiver, als ich es mir hätte vorstellen können. So kraftvoll sind die Worte, so eindeutig: „Steh auf!“ Vertrau mir! Ich merke: Was Jesus sagt, das gilt, das wirkt.
Das wussten auch schon Generationen vor uns. Gemeinsam singen wir eine Zusammenstellung aus Strophen vertrauter – zum Teil sehr alter – Kirchenlieder, in denen die Dichter Worte für Gottes heilende Kraft finden. Dann endet der Gottesdienst wie jeder „Gottesdienst berührend“ mit der Möglichkeit, sich von einer Person aus dem Vorbereitungsteam salben zu lassen.
Der Duft des Öls und der „Bibelvers zum Mitnehmen“ begleiten mich nach Hause. Ich bin erfüllt von Gottes Gegenwart: „Sei mutig und stark! Fürchte Dich nicht und hab keine Angst! Denn der Herr, Dein Gott, ist mit Dir in allem, was Du tun wirst.“ (Jes. 1,9).
Der „Gottesdienst berührend“ als besondere Form des Gottesdienstes kommt ganz sanft und leise daher – und entfaltet gerade dadurch eine ungeheure Kraft, wenn man sich darauf einlässt. Musik, Worte, Übungen, Gebete – alles ist aufeinander abgestimmt und bringt so Saiten zum Klingen, die sonst nicht angerührt werden. Biblische Texte werden nicht rational erklärt oder theologisch seziert, sondern sie werden erfahrbar gemacht, man kann sie regelrecht spüren.
Der nächste „Gottesdienst berührend“ findet am Samstag, dem 28. Februar um 19 Uhr in der Erlöserkirche statt. Die Sinnliche Gottesdienstwerkstatt, in der der Gottesdienst.berührend vorbereitet wird, am 5. und am 19. Februar. Interessierte sind herzlich willkommen!
